Aus: Egerer Zeitung, Dienstag den 8. August 1922.

Die 100-Semesterfeier des "Egerländer Landtag"

brachte echt studentisches Leben nach der alten Staufenstadt. Jeder der eintreffenden Züge brachte zahlreiche Teilnehmer. Die Feier vereinte alle Prager Verbindungen in Eger und auch aus dem Reiche waren Verbindungen, Vertreter solcher und Gäste erschienen. Bei der Feier waren vertreten der Rektor der deutschen Hochschule in Prag Dr. Nowak, die Universitätsprofessoren Dr. Eisenmeier und Dr. Bail, Schriftsteller Watzlik, Bürgermeister Max Künzel, Obmannstellvertreter der Bezirksvertretung Eger Dr. C. Tippmann und die Stadträte Weiß und Koch. Ferner waren erschienen die Freundschaftskorporationen D.A.V. "Balten" Breslau, F.B, "Normannia" Marburg a. L., Ldmsch. d. P, "Sedinia" Berlin, Vertreter der Korps "Suevia" Prag, "Frankonia" Prag, "Frankonia" Freiberg i. S., "Saxo-Borussia" Freiberg i. S., Vertreter der Burschenschaften "Albia" Prag, "Arminia" Prag, "Carolina" Prag, "Constanzia" Prag, "Suevia" Innsbruck, "Leutonia" Prag, "Thesalia" Prag, Kons. Ldms."Herzynia" Prag, Verein deutscher Studenten Dresden, P.U.S. "Barden" Prag, D.A,B, "Franken" Prag, V. d. m. H. "Grube" Prag, "Saxonia" Prag, Vertreter vieler Körperschaften und der Gesangsvereine Egers.

Samstag vormittags fand eine Auffahrt zum Bürgermeister der Stadt, Max Künzel, zum Obmannstellvertreter der Bezirksvertretung Dr. E. Tippmann und zur Fahnenpatin, Frau Senator Friedrich, statt. Der Begrüßungsabend, der durch die Mitwirkung der Geangsvereine "Egeria", "Liedertafel" und "Männergesangverein" verschönert wurde, entwickelte sich nach der Begrüßungsansprache des O.L.M. cand. med. Erwin Fritsch zu einer geselligen Unterhaltung, bei der manches Freundschaftsband erneuert oder angeknüpft und Erinnerungen ausgetauscht wurden.

Einen gleich erhebenden, würdigen und gelungenen Verlauf nahm der Festkommers am Sonntag abends, an dem sich die oben genannten Verbindungen, Körperschaften und Gäste beteiligten. Nach dem feierlichen Einzug Sr. Magnifizenz des Rektors Dr. Nowak der Deutschen technischen Hochschule mit den Universitätsprofessoren, dann der etwa 50 Chargierten in voller Wichs, die einen prachtvollen Anblick boten, erfolgte die Begrüßung durch O.L.M. cand. med. Erwin Fritsch, worauf Regierungsrat Komma, Prag, die gediegene Festrede hielt. Nach der Rede des O.H.M. Stark wurde das Lied "vivat academia" gesungen. Rektor Nowak, der hierauf zu Worte gelangte, betonte in seiner Rede auch die Notwendigkeit der Verlegung der deutschen Universität von Prag. Als nächster Redner sprach dann Prof. Dr. Bail, ferner a. H. Hoyer auf die Stadt Eger, worauf Bürgermeister Max Künzel in schneidiger Rede erwiderte, U.H.M. Klier sprach auf die a. H., namens deren Abg. Mayer erwiderte und gleichzeitig namens des H.V. einen silbernen Fahnenring überreichte. Dann sprachen Vertreter der "Baltia", "Normannia" und "Suevia" und überreichten sinnige Geschenke. Besonderen Beifall erweckten die Ausführungen des Vertreters des Delegiertenkonvents der Prager Burschenschaften J.U.C. Fritz Hassold ("Teutonia"). Namens des Verbandes der deutschen Studenten und des Kyffhäuserverbandes sprach Wotschge, und Ing. Castelli, Karlsbad, brachte ein selbstverfaßtes Gedicht zum Vortrag. Im weiteren Verlauf des Kommerses, bei dem eine außerordentlich gehobene Stimmung herrschte und der bis weit über Mitternacht hinaus dauerte, wurden zahlreiche eingelaufene Telegramme verlesen.

Bei der Festsitzung am Sonntag vormittags im Gemeindevertretungssitzungssaale hielt Senator Friedrich die Festrede und feierte in markigen Worten die Bedeutung der Gründung des "Egerländer Landtag" und das treue Zusammenhalten mit der Heimat. Dr. Stanka gedachte mit herzbewegenden Worten jener Bundesbrüder, die bereits durch den Tod abberufen wurden und deren Mitarbeit an dem Aufbaue des Egerländer Landtages. O.L.M. Erwin Fritsch begrüßte den a. H. Dr. Michl Urban, Plan, als a. H. aus der Gründungszeit des "Egerländer Landtag" und als Anreger zur Gründung und überreichte ihm namens des Landtages ein Band mit den Jahreszahlen 1872 - 1922. Dr. Urban dankte in einer kernigen Ansprache im Dialekte für die Ehrung, schilderte die Gründung des Landtages und forderte zu weiterem treuen Zusammenhalten auf. Der O.L.M. gedachte dann noch des a. H. Dr. Pleik aus Tepl, der erst später eintreffen kann, ferner der a. H. als Mitarbeiter. In Anerkennung besonderer Verdienste um die Landsmannschaft wurden Auszeichnungen verliehen und überreicht an: a. H. Grund der große Huasnaatoutara mit dem Titel "Fürst von Gabhorn", a. H. Komma und O.H.M. Hans Schöpf der kleine Huasnaatoutera, das Band der Ldm. an Josef Hoffmann, Karlsbad, den Titel eines Landtagsfreundes an Dr. Josef Börner, Steueroberverwalter Eduard Fuchs, Dr. Ed. Stein, Dr. Ed. Tischler, Fritz Lehrmann, Dr. Krebs und Dr. Bärngrün.

Nach den Dankreden der Geehrten sprach der O.L.M. dem Bürgermeister Max Künzel als Vertreter der Stadt den Dank für das Entgegenkommen und gastliche Aufnahme aus. Nach dem Danke des Bürgermeisters erfolgte die Überreichnung einer Festschrift für die Stadt Eger, hierauf Unterzeichnung einiger Freundchaftsverträge und Schluß der Festsitzung. In geschlossenem Zuge zogen die Teilnehmer der Festsitzung, begleitet von einer großen Menschenmenge, zu den Anlagen am Goldberge zur Enthüllung der Gedenktafel für die im Weltkriege vom "Egerländer Landtag" gefallenen Helden. Die Gedächtnisrede hielt a. H. Notar Seidl, der in zu Herzen gehenden Worten der Gefallenen gedachte, die Hoffnung aussprach, daß die in Liebe und Treue zum Volke im Weltkriege gebrachten Blutopfer nicht umsonst gebracht wurden und das deutsche Volk nach dieser Zeit der Prüfung wieder auferstehen und die geeigneten Führer finden werde. Er legte sodann als Erster am Denkmale einen Kranz der a. H. nieder, worauf die Aktivitas des Landtages den nächsten Kranz niederlegte. Mit kurzen Ansprachen legten dann weitere Kränze nieder: "Normannia" Marburg, "Sedinia" Berlin, Verein deutscher Studenten an der techn. Hochschule Dresden, Bürgermeister Künzel namens der Stadt Eger, Dr. E. Tippmann namens des Vertretungsbezirkes Eger, "Eghalanda Gmoi" in Prag, "Baltia" Breslau. Ein Kranz war von der Familie Werner, Kornau. In Vertretung des Verschönerungsvereines Eger übernahm Direktor Kramer die Gedenktafel in die Obhut des Verschönerungsvereines. Die genannten Gesangvereine sangen sodann noch das Lied "Der gute Kamerad", womit die Feier beendet war.

Der Gedenkstein trägt folgende Inschrift: "Dem Andenken unserer im Weltkriege gefallenen Bundesbrüder. Egerländer Landtag, Prag. Albert Anton, Böhm Ernst, Böhm Karl, Dietl Alfred, Eichhorn Karl, Fabrizius Rudolf, Fuhrmann Hugo, Gläser Richard, Kern Lorenz, Lorenz Josef, Nachbar Franz, Rustler Franz, Sacher Franz, Scherbaum Karl, Siegl Wenzl, Spitzhüttl Richard, Theimer Ludwig, Ullmann Franz, Werner Karl. Fiducit."

Aus: Egerer Zeitung, Dienstag den 8. August 1922.

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